Blitzschutz ist nicht gleich „Blitzschutz“

Daher spricht man heute von Blitzschutzsystemen. Diese sollen bauliche Anlagen vor Brand oder mechanischer Zerstörung schützen. Aber auch Personen in Gebäuden sollen vor Verletzungen geschützt werden. In diesem Artikel möchten wir genau darüber aufklären: Aus welchen Komponenten besteht ein Blitzschutzsystem? Wie funktioniert es? Und wie schützt man sein Eigenheim optimal.

Was ist ein Blitzschutzsystem?

Grundsätzlich leiten alle Blitzschutzsysteme bei einem Einschlag den Blitzstrom gefahrlos zur Erde ab. Die Bestandteile eines Blitzschutzsystems nach DIN EN 62305 (VDE 0185-305) sind:

  • Fangeinrichtung
  • Ableitungseinrichtung
  • Erdungsanlage
  • Trennungsabstände
  • Blitzschutz-Potentialausgleich (Überspannungsschutz)

Blitze sind elektrische Entladungen von gefährlich hoher Stromstärke, die oft bei feuchtwarmer Witterung und darauf folgenden starken Regenfällen entstehen. Dabei dienen die Regentropen als Leiter des elektrischen Stroms. Wegen ihrer Stromstärke bildet sich um den Blitz ein Magnetfeld und sie erzeugen dadurch eine enorme elektromagnetische Strahlung, die im Gebäudebereich zu direkten und indirekten Schäden führen.

 So funktioniert ein Blitzschutz

Der äußere Blitzschutz besteht aus der Fangeinrichtung, der Ableitungseinrichtung und der Erdungsanlage. Die Funktionen des äußeren Blitzschutzes sind:

  • Gezieltes Einfangen von direkten Blitzeinschlägen durch die Fangeinrichtung
  • Sichere und gefahrlose Ableitung des Blitzstromes an die Erde mit der Ableitungseinrichtung
  • Verteilung des Blitzstromes in die Erde über die Erdungsanlage

Der innere Blitzschutz besteht aus Trennstrecken und Blitzschutz-Potentialausgleich. Die Funktionen des inneren Blitzschutzes sind:

Verhinderung gefährlicher Funkenbildung innerhalb der baulichen Anlage

Seit 01.10 2016 ist ein Überspannungsschutz in allen neu geplanten Gebäuden verpflichtend nach den wichtigsten Normen DIN VDE 0100/443 und DIN VDE 0100/543. Diese Neuregelung ist verpflichtend im Wohnungs- und Zweckbau, zu dem auch Einfamilienhäuser und Büros zählen.

Direkte und indirekte Schäden

Die direkten Schäden eines Blitzeinschlags sind leicht auszumachen, denn sie betreffen den Hausbesitzer direkt. Durch den Einschlag werden direkt Schäden an der Gebäudehülle – in der Regel das Dach – verursacht. Die Baustoffe werden zerstört oder in Brand gesetzt. Die elektromagnetische Strahlung eines Blitzes kann aber auch auf Strom- oder Telefonleitungen in der näheren Umgebung des Gebäudes überspringen und so direkt in das Gebäudeinnere eindringen. Auch über Antennen oder Satellitenschüsseln auf dem Dach oder über metallische Rohrleitungen am Haus können die Stromentladungen eines Blitzes in das Gebäude weitergeleitet werden. Diese elektrische Entladung ist so stark, dass es auch bei Gebäuden in einem Radius von 1,5 km um den Einschlagsort noch zu Schäden kommen kann. Diese Überspannungsschäden lassen sich mit einem Blitzableiter auf dem Dach nicht verhindern – also mit dem äußeren Blitzschutz. Daher gehört zu einem wirklich wirksamen Blitzschutzsystem auch immer ein zusätzlicher innerer Blitzschutz.

Der äußere Blitzschutz

Alle elektrischen Anlagen auf dem Dach wie Antennen, Satellitenschüsseln, Photovoltaik- oder Solarthermie-Module werden separat mit der Fangeinrichtung verbunden. Dies gilt ebenso für metallische Dachrinnen, Lüftungs- und Schornsteinrohre. Auch werden alle weiteren metallenen Einrichtungen an der Stelle, an der sie ins Gebäudeinnere eintreten, mit der „Haupterdungsschiene“ verbunden. Dazu gehören u. a.:

  • Leitungen für Gas, Wasser, Heizung
  • Erdungsanschluss am Fundament
  • Schirme und Erdungsleiter der informations-/kommunikationstechnischen Leitungen und Anlagen z. B. Telefon
  • Stahlkonstruktionen

Der innere Blitzschutz

In der Hausstromversorgung werden in der Regel Schutzgeräte eingesetzt. So verfügt die Stromversorgung in Gebäuden standardmäßig über ein mehrstufiges System an Sicherungskästen. Weiterhin werden folgende Schutzgeräte eingesetzt:

  • Der Blitzstromableiter schützt die zentrale Stromversorgung im Bereich des Stromzählers.
  • Leistungsfähige Überspannungsableiter in der Stromversorgungs-Unterverteilung reduzieren die verbleibende Überspannung.
  • Zusätzliche Überspannungsableiter dienen dem Geräteschutz und werden direkt vor empfindlichen elektronischen Geräten als Zwischenstecker eingesetzt.

Blitzschutzsystem

Blitzschutzsystem bei einem Wohnhaus – Grafik: VDE

Ein Blitzschutzsystem kann nur durch einen Fachmann geplant und installiert werden. Denn für die Funktionsfähigkeit des Systems ist eine genaue Planung, die Einhaltung der Vorschriften und die ordnungsgemäße Anbringung von sehr großer Bedeutung.